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Zahnfleischentzündung und Parodontitis

Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist eine durch Zahnbeläge (Plaque) hervorgerufene bakterielle Entzündung des Zahnfleisches. Man erkennt die Entzündung daran, dass das Zahnfleisch gerötet, geschwollen und oft auch weicher ist als gesundes Zahnfleisch. Weiterhin schmerzt die entzündete Stelle bei Berührung und blutet in den meisten Fällen beim Zähneputzen oder Essen.

Zahnfleischentzündungen haben in den meisten Fällen eine sehr gute Heilungsprognose. Oft klingen Zahnfleischentzündungen, bei fleißigem Zähneputzen, Benutzung von so genannten Zahnzwischenraumbürstchen und wenig zuckerhaltiger Nahrung, nach kurzer Behandlung und Mundhygiene-Instruktion in der Zahnarztpraxis, innerhalb weniger Tage wieder ab.

Unbehandelt besteht das Risiko einer Parodontitis  

Wenn eine Zahnfleischentzündung über längere Zeit bestehen bleibt und nicht behandelt wird, kann sich daraus eine so genannte Parodontitis entwickeln.  Die Zahnfleischentzündung greift über auf den Kieferknochen und gefährdet den Halt der betroffenen Zähne und die Allgemeingesundheit.

Parodontitis ist eine Volkskrankheit, die noch immer viel zu selten, zu spät oder gar nicht erkannt, in ihrem Ausmaß oft unterschätzt, und häufig nicht behandelt wird…

Die zahnärztliche Diagnose Parodontitis

Parodontitis ist eine so genannte „stille“ Krankheit (Patienten nehmen die Krankheit selber kaum, oder nicht, wahr).

Parodontitis fällt Zahnärzten meistens bereits durch die typischen Symptome auf.

Symptome und Charakteristika einer Parodontitis:

  • Mundgeruch

  • Zahnfleischbluten beim Zähneputzen
  • Schwellung und Rötung des Zahnfleisches mit Schmerzen bei Druck auf das Zahnfleisch. Nicht selten tritt eine eitrige Flüssigkeit aus den Zahnfleischtaschen bei Druck auf das Zahnfleisch
  • Lockerung einzelner Zähne oder gar Zahnverlust
  • Wandern („Ausfächern“) von einzelnen Zähnen
  • Eltern hatten auch bereits eine Parodontitis, bzw. haben, mehr oder weniger bereits früh, Zähne durch Zahnlockerungen verloren.

Die Folgen einer Parodontitis….

Ohne Behandlung löst sich das Zahnfleisch von der Zahnoberfläche, es bildet sich ein Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn. Die Entzündung dringt tiefer in das Gewebe ein und baut das Gewebe ab, das den Zahn hält (Zahnhalteapparat mit Zahnhaltefasern und Knochen). Das Zahnfleisch kann weiter anschwellen und zunehmend liegen die Zahnhälse frei. Es entstehen „auf einmal“ Zahnlücken, die vorher nie da waren, so berichten viele Patienten.
Durch den Knochenabbau verliert der Zahn an Halt, er wird locker und in der nächsten Stufe des Entzündungsprozesses droht sogar Zahnverlust. Die entzündeten Zahnfleischtaschen werden zu einem Reservoir für Bakterien und können Abszesse auslösen. Überdies können die Bakterien in die Blutbahn des Körpers gelangen, und stellen ein Risiko für die Allgemeingesundheit dar.

Eine Parodontitis bedarf immer einer Behandlung. Diese Behandlung sollte möglichst früh anfangen. Je früher eine Parodontitis behandelt wird, desto besser!

Zur sicheren und zuverlässigen Diagnosestellung ist ein Besuch in unserem Zahnzentrum Rhein-Ruhr unbedingt erforderlich! Hier erstellen wir einen sogenannter Parodontal-Status.

Mittels einer stumpfen Sonde werden die Zahnfleischtaschentiefen (die Tiefe einer Zahnfleischtasche ist ein Maß für das Stadium der Parodontitis), sowie die Blutungsneigung des Zahnfleisches an den entsprechenden Stellen gemessen. Diese Untersuchung wird durch die Erhebung entsprechender Mundgesundheits-Kennwerte (u.a. PSI-Code und BOP) ergänzt.
Mundgesundheits-Kennwerte sind Teil der Diagnostik und dienen darüber hinaus der Dokumentation, der Behandlungsplanung und der Erfolgskontrolle zwischen den Behandlungsterminen. Zur Bestimmung des Knochenabbaus wird ein so genanntes Panorama-Röntgenbild erstellt.
Dieses Röntgenbild ist für die korrekte und endgültige Diagnosestellung, für die Erfassung des eventuell bereits erfolgten Knochenabbaus rundum den Zähnen, und zur Bestimmung des Stadiums und Grades der Parodontitis, von großer Bedeutung.

Übrigens…

Die Krankheitsfolgen der Parodontitis reichen weit über den Mund hinaus. Medizinische Studien konnten zeigen, dass Parodontitis in Wechselwirkung mit anderen Krankheiten steht (Quelle: www.dgparo.de )

Dazu gehören:

  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

    Parodontitis kann eine Diabeteserkrankung verschlimmern… Umgekehrt haben Diabetiker ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Parodontitis. Der Grund dafür sind hohe Blutzuckerwerte, die die Abwehrkräfte schwächen: Entzündungen treten bei Diabetikern häufiger auf, und heilen schlechter. Eine Parodontitis begünstigt die so genannten „Folgeerkrankungen der Diabeteserkrankung“ und kann die Sterblichkeit erhöhen.
    So haben Diabetiker mit einer schweren Parodontitis ein bis zu 8,5-fach erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen, so die Stellungnahme der deutschen Gesellschaft für Parodontologie (www.dgparo.de), anhand ausgewiesener Studienergebnisse.
    Das Risiko, an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße zu erleiden (mit nicht selten tödlichem Ablauf), ist um den Faktor 2,3 erhöht gegenüber Diabetes-Patienten ohne Parodontitis, oder mit nur schwach ausgeprägter Parodontitis.

    Der Langzeitzuckerwert (der so genannte HbA1C-Wert) spielt auch eine wesentliche Rolle beim Krankheitsbild der Parodontitis. Es gilt, diesen Wert unter 7 zu bringen oder zu halten (ist dieser HbA1C-Wert Ihnen nicht bekannt, so erfragen Sie ihn bitte bei Ihrem Hausarzt).

    Übrigens: Die Reduzierung dieses Langzeitzuckerwertes eines Diabetikers unter 7, ist bei Diabetikern mit einer Parodontitis deutlich erschwert, oder gar unmöglich.
    Häufig sieht man aber, dass nach einer Parodontitis-Therapie mit anschließender sehr guten häuslichen Mundhygiene des Patienten unter Zuhilfenahme von Zahnzwischenraumbürsten und geeigneten Spülmitteln (Listerine), der HbA1C-Wert schnell unter 7 „rutscht“ !

  • Rheuma

  • Chronische Atemwegserkrankungen

  • Herzinfarkt oder Schlaganfall

    Menschen, die an schwerer Parodontitis leiden, haben ein 2,3 x erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Alter und erbliche Veranlagung

Das Risiko steigt mit dem Alter.
Bei 34- bis 44-Jährigen haben statistisch (so die Datenlage) bereits gut die Hälfte der deutschen Bevölkerung eine moderate oder schwere Parodontitis, bei 65- bis 74-Jährigen sind es schon 66 %).
Bei jüngeren Menschen ist das Risiko geringer, es sei denn, es liegt eine erbliche Veranlagung vor.
Gerade bei Jüngeren mit schnell voranschreitender Parodontitis spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle.

Rauchen

Die Wahrscheinlichkeit, an Parodontitis zu erkranken, liegt bei Rauchern bis zu 7x (!!!) höher als bei Nicht-Rauchern.
Tabak enthält Inhaltsstoffe, die die Abwehrkräfte schwächen, und Tabakrauch greift das Gewebe an, das den Zahn umgibt.
Studien haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen einem schweren Verlauf einer Parodontitis und einem hohen Tabakkonsum (mehr als 10 Zigaretten / Tag) gibt.
Hinzu kommt, dass Rauchen ein Symptom verschleiert: Rauchen verengt die Blutgefäße und unterdrückt dadurch das Zahnfleischbluten beim Zähneputzen. Dabei ist Zahnfleischbluten ein wichtiges Alarmzeichen für Patienten zahnärztliche Hilfe zu suchen.

Vorerkrankungen

Parodontitis steht in Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen, darunter:

  • Diabetes (s. oben)
  • Psychischer Stress >> Stress kann eine Parodontitis verschlimmern.
  • Schwangerschaft und Medikamente In der Schwangerschaft gibt es hormonelle Umstellungen, durch die das Zahnfleisch anfälliger für Entzündungen werden kann. Der erhöhte Hormonspiegel in der Schwangerschaft zum Beispiel, kann dazu führen, dass bestehende Entzündungen in der Mundhöhle verstärkt werden. Schwere Parodontitis kann zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen.
  • Medikamente Auch Medikamente können eine Parodontitis begünstigen, zum Beispiel Blutdrucksenker, oder Arzneimittel die eine Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation verhindern.

Selbsttest und Informationen 

Die Bundeszahnärztekammer will die Aufklärung über Parodontitis erhöhen und Menschen sensibilisieren, die ein besonderes Risiko haben. Sie können einen Selbsttest machen, ob bei Ihnen möglicherweise eine Parodontitis vorliegt… 

Selbsttest Parodontitis von der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro) >> s. Unter Selbsttest (www.dgparo.de)

Therapie

Bei der Parodontitisbehandlung werden die durch Parodontitis befallenen Zähne mit vertieften, und eventuell blutenden, Zahntaschen gereinigt mittels Ultraschall, Handinstrumenten und so genannten Pulverstrahlgeräten (vergleichbar mit kleinen, aber feinen, Sandstrahlgeräten), zur Entfernung von Zahnstein und Bakterien (Biofilm) aus den Zahntaschen, und klebend an den Zahnwurzeloberflächen.
Diese erste Behandlung bei einer Parodontitis nennt man die Anti-Infektiöse Therapie (AIT). Diese Behandlung erfolgt unter örtlicher Betäubung und ist schmerzfrei.
Anschließend werden Mundspüllösungen mit antibakteriellen Wirkstoffen für ca. 1 Woche eingesetzt.
Um die erzielte Wirkung zu erhalten, ist es wichtig, die eigene Mundpflege sorgfältig fortzusetzen. Hierzu erfolgt unsererseits eine ausführliche Mundhygiene-Anweisung, vor allem in Bezug auf die richtige Zahnputztechnik, Reinigung der Zahnzwischenräumen und der Zunge, Anwendung von täglichen Spüllösungen (Listerine), sowie eine Ernährungsempfehlung. Wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass tägliches Spülen (nach Herstellerangaben) mit Listerine einen sehr positiven Beitrag zur Reduktion der Parodontitis-verursachenden Bakterien liefert. Dies hat dazu geführt, dass die parodontologischen Fachgesellschaften aktuell die Empfehlung aussprechen diese Mundspüllösung täglich anzuwenden.

Im Anschluss (das erste Mal nach 3-5 Monaten nach der oben genannten AIT) finden regelmäßige Nachsorge-Untersuchungen und Nach-Reinigungen statt (je nach Befund bei der Nachsorge-Untersuchung). Dies nennt man die unterstützende Parodontaltherapie (UPT). Hierbei ist es wichtig, dass Sie die Termine zur UPT beibehalten, damit Sie den Anspruch auf Übernahme der Kosten dieser UPT durch Ihre Krankenkasse nicht verlieren.

Die Behandlungskosten für diese Behandlung der Parodontitis werden von Ihrer Krankenkasse übernommen.

Prognose

Die Erfolgsaussichten einer Parodontitis-Therapie sind sehr gut. Nur in seltenen Fällen führt eine Behandlung nicht zum Erfolg (nicht selten verzeichnet man Misserfolge, bzw. deutlich schlechtere Behandlungsergebnisse, bei Vielrauchern, wenn keine tägliche Zahnzwischenraumreinigung zuhause erfolgt, und wenn keine professionellen Zahnreinigungen durchgeführt werden, so die wissenschaftliche Datenlage…). Zigarettenkonsum von 10 oder mehr Zigaretten pro Tag sollte vermieden werden. Noch besser ist es gänzlich auf den Tabakkonsum zu verzichten.

Nationale und internationale Fachgesellschaften empfehlen eine regelmäßige (2-3 mal / Jahr), so genannte, professionelle Zahnreinigung, damit der Behandlungserfolg nach einer Parodontitis-Therapie aufrecht erhalten bleibt. Diese professionellen Zahnreinigungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht vergütet.
Zahnzusatzversicherungen übernehmen die Kosten für professionelle Zahnreinigungen allerdings sehr wohl (in der Regel werden 2 professionelle Zahnreinigungen / Jahr von den Zahnzusatzversicherungen vergütet)…